Nach dem Abitur eine Ausbildung kann sinnvoll sein, denn nach vielen Jahren Schulbank drücken möchten viele endlich mal einen Einblick ins echte Arbeitsleben werfen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass viele Jugendliche nach dem Abitur zunächst gar nicht so recht wissen, was sie machen sollen, also noch unentschieden sind und sich dann lieber für eine Berufsausbildung entscheiden. Eine Ausbildung gilt vor allem in den neuen Bundesländern als Standard, selbst wenn man das Abitur hat und somit studieren könnte. Oftmals wird nach der Ausbildung ein Hochschulstudium in Angriff genommen, wodurch der Eintritt ins Arbeitsleben deutlich nach hinten verschoben wird. Ist der gewünschte Studiengang zulassungsbeschränkt und die eigenen Abinoten waren nicht so gut, machen viele auch erst mal eine Ausbildung nach dem Abitur, bis sie die nötigen Wartesemester gesammelt haben. Das ist dann eine sinnvolle überbrückungsmöglichkeit. Die Ausbildung nach dem Abitur bringt erst mal ein wenig praktische Erfahrung, für die doch eher theoretisch veranlagten Abiturienten. Deswegen ist eine Ausbildung nach dem Abitur denkbar, wer aber noch Spaß und Freude am Studieren findet, kann natürlich gleich an die Uni stürmen.
Selbstverständlich braucht man für eine einfache Berufsausbildung nicht gleich ein Abitur. Vielmehr ist es so gedacht, dass Abgänger mit der mittleren Reife (Realschulabschluss) eine Ausbildung beginnen sollen. Für einige Ausbildungsberufe werden mittlerweile aber höhere Schulabschlüsse, wie Fachhochschulreife (Fachabitur) oder Abitur, vorausgesetzt. Insbesondere die "weiße-Kragen Berufe" gehen oftmals an Abiturienten als überbrückungsmöglichkeit weg, genauso konkurrieren Realschulabgänger beispielsweise in technischen Berufen mit Abiturienten, die nach der Ausbildung etwa an eine (praxisnah lehrende) Fachhochschule gehen möchten.
Sicherlich fragen sich einige, ob es möglich ist, während einer Berufsausbildung das Abitur parallel nachzuholen. Die kurze Antwort heißt ja, aber es ist enorm schwer. Da der Azubi tagsüber im Ausbildungsbetrieb arbeitet oder die Schulbank der Berufsschule drückt bleibt da wenig Zeit für das Nachholen vom Abitur. Sowieso wäre nur abends ein Zeitslot frei, wodurch während der Ausbildung nur das Abitur am Abendgymnasium (Abendschule) oder an der Fernschule bleibt. Das Abendgymnasium als staatliche Einrichtung setzt aber eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine mehrjährige Berufstätigkeit voraus. Dort liegt das Problem. In einigen Fällen wird jedoch genehmigt, dass Azubis noch während ihrer Ausbildung die Abendschule besuchen dürfen. Ausbildung und Abitur lassen sich an Fernschule vereinen.
Das ist der normale, selbstverständlichste Weg. Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und der mittleren Reife stehen einem alle Wege beim Nachholen vom Abitur offen. Egal ob ganztags (Kolleg, FOS 13, BOS 13), abends (Abendgymnasium, Fernabitur), im Netz (sogenanntes Abitur online) oder im Selbststudium (Fernabitur, Externenprüfung, Begabtenprüfung).