Berufskollegs, kurz BKs, gibt es heute noch in zwei deutschen Bundesländern: Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Während in NRW sämtliche beruflichen Schulen (Berufsschule, Berufsfachschule, Höhere Berufsfachschule, Berufliches Gymnasium, Fachoberschule, Fachschule) mit ihren Bildungsgängen zusammen das Berufskolleg bilden, sind die BKs in Baden-Württemberg eine eigenständige Schulart in der beruflichen Bildungs- und Schullandschaft.
Die Berufskollegs in NRW sind Schulen der Sekundarstufe II. Sie vermitteln alle allgemeinbildenden Abschlüsse (vom Hauptschulabschluss, also auch Abschlüsse der Sekundarstufe I, bis hin zur Allgemeinen Hochschulreife) sowie eine berufliche Qualifikation (berufliche Kenntnisse, berufliche Weiterbildung und Berufsabschlüsse), allein oder als Doppelqualifikation.
Das deutschlandweit anerkannte Abitur kann am Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen in den Bildungsgängen des Beruflichen Gymnasiums und der Fachoberschule 13 erworben bzw. nachgeholt werden.
Das Berufliche Gymnasium am Berufskolleg in NRW führt in drei Jahren Vollzeitunterricht vom Mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife) mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe oder einer nach Klasse 9 des Gymnasiums erworbenen Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe zum Abitur (Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife), bei gleichzeitiger Vermittlung von beruflichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Doppeltqualifizierende Bildungsgänge am Beruflichen Gymnasium, die zu einem Berufsabschluss nach Landesrecht und der Allgemeinen Hochschulreife führen, dauern bis zu vier Jahre.
Schüler, die (mindestens) den schulischen Teil der Fachhochschulreife erworben haben, können unter Beibehaltung des Fachbereichs und gegebenenfalls des fachlichen Schwerpunkts in die Jahrgangsstufe 12 der Bildungsgänge des Beruflichen Gymnasiums aufgenommen werden. Sie müssen bei Eintritt in die Jahrgangsstufe 12 Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache mindestens im Umfang des Unterrichts der Jahrgangsstufe 11 nachweisen. Das Abitur kann dann in zwei Jahren erworben oder nachgeholt werden.
Die Fachoberschule 13 in NRW vertieft in einem Jahr Vollzeitunterricht (Teilzeit entsprechend länger) berufliche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten und führt zur Allgemeinen oder Fachgebundenen Hochschulreife. Sie entspricht gemäß KMK-Rahmenvereinbarung der Abschlussklasse der Berufsoberschule in anderen Bundesländern, das heißt, dass neben dem Zeugnis der Fachhochschulreife auch eine einschlägige berufliche Vorbildung für die Aufnahme erforderlich ist. Diese wird nachgewiesen durch eine erfolgreich abgeschlossene, einschlägige Berufsausbildung nach Bundes- oder Landesrecht von mindestens zweijähriger Dauer oder mindestens fünfjähriger einschlägiger Berufstätigkeit.
Die FOS 13 in NRW führt nur bei Nachweis ausreichender Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache zur Allgemeinen Hochschulreife. Gemäß APO-BK Anlage D § 58 Absatz 2 ist dieser zu erbringen durch:
Das Berufskolleg in Baden-Württemberg vermittelt eine berufliche Qualifizierung und eine erweiterte allgemeine Bildung. Dabei ist der enge Theorie-Praxis-Bezug ein wesentliches Merkmal. Berufskollegs in BaWü gibt es sowohl als Vollzeit-, als auch als Teilzeitschulen. Je nach Angebot dauern die Bildungsgänge ein bis drei Jahre.
Für die Aufnahme in das Berufskolleg sind neben dem Mittleren Bildungsabschluss teilweise weitere Voraussetzungen (zum Beispiel ein Praktikumsplatz oder Ausbildungsvertrag) zu erfüllen. Das Berufskolleg endet in der Regel mit einer Abschlussprüfung. Dabei kann bei mindestens zweijährigen (auch gestuften) Bildungsgängen sowohl ein Berufsabschluss (zum Beispiel "Staatlich geprüfte/r Assistent/in") als auch die Fachhochschulreife – nicht jedoch das Abitur! - erworben bzw. nachgeholt werden.
Aufgepasst: Das mit dem erfolgreichen Abschluss der Berufskollegs II sowie der kaufmännischen Berufskollegs Fremdsprachen und Wirtschaftsinformatik vergebene Fachabitur wird nur bundesweit anerkannt, wenn zusätzlich zum schulischen Abschluss ein einschlägiges halbjähriges Praktikum, eine mindestens zweijährige einschlägige Berufstätigkeit oder eine Berufsausbildung nachgewiesen wird.
Es gibt folgende Berufskollegs in Baden-Württemberg:
Für besonders gute Absolventen des Berufskollegs zum Erwerb der Fachhochschulreife besteht die Möglichkeit, direkt in das zweite Jahr der entsprechenden Richtung der Berufsoberschule in Baden-Württemberg (§ 5 Absatz 3 der Verordnung des Kultusministeriums über die Ausbildung und Prüfung in der Oberstufe der Berufsoberschulen) aufgenommen zu werden und mit einem weiteren Jahr die Fachgebundene oder Allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Gleiches gilt für Absolventen der mindestens zweijährigen Berufskollegs, die zur Fachhochschulreife und einem Berufsabschluss nach Landesrecht (Assistentenabschluss) führen.